Die Ausstellung „Siehe da, eine Frau!“ wirft anhand der Lebensgeschichte und des schriftstellerischen Werkes von Franziska Hager einen Blick in die Vergangenheit. Franziska Hager wurde 1874 in Traunstein geboren und wuchs in Prien als Tochter eines Lehrers in bescheidenen Verhältnissen, aber einem an Literatur und Musik interessierten Elternhaus auf. Nach ihrer Ausbildung zur Lehrerin war sie für kurze Zeit an Münchner Schulen tätig, bevor sie aus gesundheitlichen Gründen aus dem Schuldienst ausschied. Fortan widmete sich Franziska Hager ihrer Berufung zur Schriftstellerin und hinterließ ein umfangreiches, wenn auch nur teilweise veröffentlichtes Werk.
Trotz häufiger Aufenthalte in Traunstein war der Lebensmittelpunkt von Franziska Hager weitgehend München, wo sie mit ihrem Lebensgefährten Franz Xaver Osterrieder zu einem zwischen Aufbruch und Tradition schwankenden Künstlerkreis gehörte. Die Jahre 1890 bis 1920 in München sind als „Schwabinger Bohème“ bekannt: Eine künstlerisch-intellektuelle Bewegung, in der Künstler und Literaten mit neuen Formen experimentierten und bestrebt waren, gesellschaftliche Konventionen der bürgerlichen Kultur des wilhelminischen Deutschland abzustreifen. Bevorzugte Treffpunkte waren Cafés und Gasthäuser, aber auch privat organisierte Salons. Diese aus heutiger Sicht avantgardistische Strömung setzte sich für die Frauenemanzipation und für neue Formen des menschlichen Zusammenlebens ein.
Anliegen der Ausstellung ist es, anhand von Dokumenten, Bildern, Fotografien, Auszügen aus dem schriftstellerischen Werkes und historischen Zeugnissen der Alltagskultur die Biografie einer regional bekannten Schriftstellerin in den Kontext ihrer Zeit zu stellen und dabei Widersprüche und Leerstellen zuzulassen. Das dadurch entstehende vielschichtige Bild der Vergangenheit mag zu einer Auseinandersetzung mit Fragestellungen zu unserer Gegenwart anregen.